Mitleid zahlt sich aus. Im Dezember befanden sich in meiner Gemüseküste Schwarzwurzeln (Scorzonera hispanica). Manche nennen sie auch Winterspargel, weil sie innen ebenfalls weiß sind. Die schrundigen schwarzen Dinger lagen ein paar Tage im Kühlfach und begannen zu wachsen. Also mochte ich sie nicht umbringen, zumindest nicht alle. Zwei besonders dicke durften weiterleben. Wir aßen den unteren Teil, den oberen habe ich nach ein paar Tagen zum Trocknen der Wurzel-Wunden im Garten eingegraben. Nur die Sprossen schauten noch aus der Erde heraus.

Schrundig und schwarz gaben die Wurzeln der Pflanze ihren Namen: Schwarzwurzel oder Arme-Leute-Spargel.

Schwarzwurzeln stammen aus Südeuropa und blühen ab dem zweiten Jahr. Ihre Wurzeln reichen bis zu 40 Zentimeter in den Boden und ihre dicke dunkle Wurzelhaut hemmt die Verdunstung. Deshalb kommen sie auch mit Trockenheit gut klar, perfekt für heiße Klimawandel-Sommer. Heute hat sich die erste nach Vanille duftende Blüte geöffnet.

Die Körbchenblüte der Schwarzwurzel hat sich geöffnet.

In der Morgensonne wärmte sich ein Tier darauf, das wie eine Hummel aussieht, wären da nicht die riesigen Augen. Es ist vermutlich eine Hummel-Schwebfliege (Volucella bombylans). Hummel-Schwebfliegen können sehr variabel aussehen, so wie die Hummeln, in deren Nestern sie ihre Eier legen. Die Larven ernähren sich vom Abfall unter den Waben. Zuweilen machen sie sich auch über den Hummel-Nachwuchs her. Die fertigen Insekten (Imagines) futtern Nektar. Man sieht sie deshalb oft auf Blüten. Diese hier hat sogleich die frisch geöffnete Schwarzwurzel-Blüte entdeckt.

Eime Hummel-Schwebfliege hat die erste geöffnete Schwarzwurzel-Blüte entdeckt.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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