Es ist faszinierend, was Züchter im Laufe der Jahre und Jahrzehnte erschaffen. Aus ungefüllten Wildrosen, wie auf dem nächsten Foto, schufen sie Rosen-Wunder, wie auf dem Foto oben. Die weiße Büschelrose (Rosa multiflora) wird oft als Unterlage für Zuchtrosen genutzt. Geht die Edelrose ein oder wurde sie nicht richtig gepflanzt, wachsen die Wildtriebe. Bei mir ist das mehrfach geschehen. Mein Bedauern darüber hält sich in Grenzen, denn Wildrosen sind Insekten-Magneten.

Die vielblütige Büschelrose (Rosa multiflora) duftet nach Honig.

Die dicht gefüllten Blüten der Züchtungen werden kaum oder gar nicht von Insekten besucht, denn ihnen fehlen die Staubblätter. Ihre Funktion für die Natur ging verloren. Sie sind allein dazu da, unser Auge zu erfreuen. Wie konnte das passieren?

Die Strauchrose stamm von Tantau in der Nachbarstadt Uetersen.

Im Laufe der Züchtung wurden, wie sich aus Übergangsformen erkennen lässt, immer mehr Staubblätter in Blütenblätter umgewandelt, die Blüten also für Insekten uninteressant. Das gilt auch für viele Stauden-Pfingstrosen (Paeonia), die in meinem Garten gerade ihre Blüten geöffnet haben.

Die Stauden-Pfingstrose haben meine Großeltern gepflanzt.

Meine liebste Stauden-Pfingstrose heißt Festiva Maxima (Paeonia lactiflora ‚Festiva Maxima‘). Sie ist die Züchtung eines französischen Gärtners aus dem Jahr 1851. Ihre dekorativen purpurroten Flecken in der Blütenmitte bringen das strahlende Weiß ihrer Blütenblätter perfekt zur Geltung. Auch Sie hat keine Staubblätter.

Festiva Maxima hat Auguste Miellez 1851 in Frankreich gezüchtet, ein Gärtner aus der Gegend von Lille.

Solche gefüllten Blüten sind eigentlich nichts für den Naturgarten. Aber ein Garten ist nicht nur für Insekten da, er soll auch die Gärtnerin erfreuen. Die sammelt keinen Nektar und Pollen, die braucht etwas fürs Auge. Festiva Maxima ist mein Augenstern. Sie blüht ganz allein für mich und alle, die ihre handtellergroßen Blüten in meinen Garten bewundern.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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