Fieslinge auf dem Vormarsch

Wieder sah es nach einer reichen Ernte aus. Wie war es nichts. Alle Süßkirschen waren entweder gammelig oder wurmig. So wie im vergangenen Jahr. Selbst den Staren, die zunächst noch zur Mahlzeit vorbeikamen, schmecken sie nicht mehr. Kein Wunder, finde ich. 2020 schoben wir es auf den Regen, der die Kirschen kurz vor der Ernte …

Bettgeflüster

Es dämmert schon. Gleich geht die Sonne unter. Kurz vor der blauen Stunde ein letzter Gang durch den Garten für diesen Tag. In den Nachtkerzen (Oenothera biennis) brummt es. Gerade haben sie ihr Büffet geöffnet. Die Wildbienen, die in diesem Jahr so zahlreich wie noch nie sind, haben die Futterquelle entdeckt. Über Kopf tauchen sie …

Ganz schön staubig

Hummeln haben einen haarigen Körper, auf dem sie viele Pollen sammeln, wie oben der Stockrosen-Blüte (Alcea rosea). Als Bestäuber sind sie aus vielerlei Gründen unerlässlich: Sie sind fleißig. Bis zu 18 Stunden am Tag fliegen sie von Blüte zu Blüte. Außerdem reichen ihnen, anders als Honigbienen, schon wenige Grad über Null, um auf Futtersuche zu …

Die Unzuverlässigen

Im ersten Jahr sind sie da, im zweiten wieder weg. Wer eine Blumenwiese angesät hat, kennt das. Mit gärtnerischen Fähigkeiten hat das nichts zu tun, nicht einmal mit der Pflege. Die Saatguthersteller mischen in die Saat gerne einjährige Pflanzen, die früher auf Äckern wuchsen, wie Wilde Möhre (Daucus carota), die weiß im Hintergrund blüht. Ich …

Wurfgeschosse

Um sich von einem Ort zum anderen zu bewegen nutzen meine Storchschnäbel einen Trick: Sie schießen ihre Samen meterweit davon. Dazu dient ihr schnabelartiger Samenstand, der hinter der magentafarbigen Blüte des Armenischen Storchschnabels (Geranium psilostemon) gut zu erkennen ist. Beim Reifen wird der Samenstand der Wildpflanze braun. Noch stecken die fünf Samen fest in den halbrunden …

Auf Augenhöhe

Immer wieder Regen und mehr als 25 Grad – meine Wilde Möhre (Daucus carota) scheint das zu mögen. Ich bin fast 1,70 Groß und trotzdem überragen mich einige Blüten. Es ist spannend, mit anzusehen, wie sie sich öffnen. Erst sind sie Nester. Der schwarze Anthocyanpunkt in der Mitte der Blüte, der aussieht wie ein Insekt, …

Komm in meine Arme

Pflanzen haben ihre Sexualität auf eine Weise verfeinert, die an hohe Kunst erinnert. Vielleicht, weil Insekten einen Sinn für Harmonie und Schönheit haben? Jedenfalls sind die Fortpflanzungsorgane von Pflanzen wunderschön – besonders, wenn man sie durch eine Lupe anschaut. In diesem Fall ist es die starke Vergrößerung eines digitalen Fotos, z.B. von einer Bahnwärter-Taglilie (Hemerocallis …

Vielflieger

Zu meinen Lieblings-Samenständen gehört der des Wiesen-Bocksbarts (Tragopogon pratensis) oben. Seine langen schmalen Samen sind ziemlich schwer und können trotzdem fliegen. Dafür sorgen die gefiederten Haare seines Flugapparats, die zusätzlich miteinander verwoben sind. Das verleiht den Samen extra viel Auftrieb. Auch die Samen des Gewöhnlichen Löwenzahns (Taraxacum sect. Ruderalia) hängen an kleinen Fallschirmen, aber sie …

Die Männer sind müde

Groß sollen Gartenblumen blühen und üppig. Aber das hat seinen Preis. Ganz besonders fällt mir das jedes Jahr beim Hohen Waldgeißbart (Aruncus sylvestris) auf. Wenn er blüht, ist die imposante Staude mit ihren armlangen cremeweißen Rispen der Hingucker in meinem Garten. Danach – na ja. Die cremeweißen Blüten werden erst gelb, dann braun. Kommt Regen …

Giftzwerg

Am Wochenende war ich unterwegs mit dem Extrembotaniker Jürgen Feder. Extrembotaniker nennt er sich, weil er Botanik-Freunde auch an Orte führt, die erstmal nicht nach Artenvielfalt aussehen. In Itzehoe war es das Hafengelände: sonnig, heiß, nährstoffarm, sandig, steinig. Bei den Pflanzen gibt es Überlebenskünstler, die sich auf solche Standorte spezialisiert haben. Dazu gehört der Gemeine …