Am Wochenende war ich unterwegs mit dem Extrembotaniker Jürgen Feder. Extrembotaniker nennt er sich, weil er Botanik-Freunde auch an Orte führt, die erstmal nicht nach Artenvielfalt aussehen. In Itzehoe war es das Hafengelände: sonnig, heiß, nährstoffarm, sandig, steinig. Bei den Pflanzen gibt es Überlebenskünstler, die sich auf solche Standorte spezialisiert haben. Dazu gehört der Gemeine Stechapfel (Datura stramonium). Den Stechapfel entdeckte Jürgen Feder in einem verwilderten Blumenkübel, weshalb er den Teil seiner mehrstündigen Tour „Kübelkunde“ taufte.

Die einjährige heimische Pflanze stand kurz vor der Blüte. Sie ist giftig, wie auch ihre südamerikanische Verwandte, Datura suavolens, die im Spätsommer ihre dekorativen trompetenförmigen Blüten öffnet und eine beliebte Kübelpflanze ist. In dem Triptychon „Der Garten der Lüste“ des Malers Hieronymus Bosch, das zwischen 1490 und 1500 entstand, ist der Stechapfel oben links als Frucht ebenfalls im Bild. Warum, darüber zerbrechen sich die Kunsthistoriker bis heute die Köpfe.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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