Wieder sah es nach einer reichen Ernte aus. Wie war es nichts. Alle Süßkirschen waren entweder gammelig oder wurmig. So wie im vergangenen Jahr. Selbst den Staren, die zunächst noch zur Mahlzeit vorbeikamen, schmecken sie nicht mehr. Kein Wunder, finde ich.

2020 schoben wir es auf den Regen, der die Kirschen kurz vor der Ernte platzen ließ. In diesem Jahr passierte ohne Regen das Gleiche. Der Übeltäter heißt Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi). Wenn die Süßkirschen reifen, krabbeln sie aus dem Boden, stechen in die Kirschen und legen ihre Eier hinein. Die fressen sich in der Frucht dick und rund, seilen sich vom Baum ab, verkriechen sich im Boden, wo sie sich verpuppen und bis zum Angriff im kommenden Jahr ausharren. In diesem Jahr habe ich die Gegenwehr gestartet, fünf Millionen Steinernema feltiae bestellt und den Rasen unter dem Baum damit getränkt. Die nur 0,8 mm großen Fadenwürmer fressen mit Vorliebe die Larven der Kirschfruchtfliege. Das einzig Gute: Die Fliegen scheinen keine Sauerkirschen zu mögen. So hatten wir wenigstens eine kleine Ernte.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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