Es dämmert schon. Gleich geht die Sonne unter. Kurz vor der blauen Stunde ein letzter Gang durch den Garten für diesen Tag. In den Nachtkerzen (Oenothera biennis) brummt es. Gerade haben sie ihr Büffet geöffnet. Die Wildbienen, die in diesem Jahr so zahlreich wie noch nie sind, haben die Futterquelle entdeckt.

Über Kopf tauchen sie so tief wie irgend möglich in die gelben Kelche, hasten mit Pollen beladen zur nächsten Blüte und befruchten sie mit Glück gleich mit.

Blüten sind Brautbetten, wie der große Carl von Linné es einst formulierte. Die der Nachtkerze haben nur eine Nacht, um befruchtet zu werden. Sie gehen auf Nummer sicher. Kommt keine Wildbiene und kein Nachtfalter vorbei, nehmen die Pflanzen auch mit ihrem eigenen Pollen vorlieb (Autogamie). Für so ein bisschen Blümchensex treiben sie ganz schön viel Aufwand, finde ich.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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