Violettes Wogen

So manche Pflanze in unseren Gärten verdanken wir unkonventionellen Menschen. Menschen wie Max Leichtlin (1831-1910). Geschäftsmann zu werden wie sein Vater interessierte ihn nicht. Er lernte Gärtner, reiste durch die Welt, sammelte Wissen und Pflanzen. Eine davon steht in meinem Garten. Leichtlins Prärielilie (Camassia leichtlinii). Ihre Heimat sind feuchte Wiesen und Flussufer in Nordamerika. Ich …

Weiße Wucht

In der Natur gibt es zehn Jahreszeiten. Ihre Uhr tickt nach der Sonne und der Temperatur. Als erstes öffnete am 15. April unser alter Pflaumenbaum seine Blüten. Ein Teil des Pflaumenbaum-Stammes ist abgestorben, aber der Rest hat sein weißes Kleid angezogen. Unglaublich welchen Überlebenswillen alte Bäume haben! Auf die Pflaume folgte am 22. April die …

Glockenspiel

Hasenglöckchen (oben) gehören zu den Hyazinthen, weil sie auf Wiesen vorkommen, auf denen Hasen leben. So lautet die wenig glaubhafte Erzählung über den Namen dieser schönen Zwiebelpflanzen. Sie blühen, bevor die Bäume grün werden. Die Nähe zu den „normalen“ Gartenhyazinthen (Hyacinthus orientalis, unten) kann man gut erkennen. Deren Blüten sehen aus Nähe allerdings so aus, …

Innere Werte

„Ein Garten ohne Tulpen erlebt keinen Frühling.“ Mein liebster Garten-Meister hat das gesagt, Karl Foerster. In diesem Falle, und nur in diesem, würde ich ihm widersprechen. Tulpen sind mir zu kompliziert. Wenn man sich nicht kümmert, verschwinden sie ohne Abschied, und wenn man sich kümmert auch. Heute war ich darauf und dran, meine Meinung zu ändern. Ich …

Kostenloser Frühblüher

Was aussieht wie die Blüte einer kostbaren Orchidee (oben) ist in Wirklichkeit die einer Gewöhnlichen Goldnessel (Lamium galeobdolon) aus der Nähe betrachtet. Die schöne Wildpflanze – manche nennen so etwas Unkraut – bildet im Frühjahr dichte Teppiche mit goldgelben Blüten. Die Goldnessel ist mehrjährig, winterhart und verträgt Trockenheit. Dort wo, wie sie bei mir wächst, …

Geliebte Zwerge

Manche nennen sie Unkräuter, ein böses Wort für die hübschen Zwerge, die jetzt auf meinem Rasen blühen. Heute morgen um 8 Uhr schliefen die Gänseblümchen noch (oben, Bellis perennis). Maßliebchen, Tausendschön, Marienblümchen sind andere Namen, die zeigen, wie lieb sie uns Menschen waren, bevor der sortenreine Rollrasen die Gärten eroberte. Auf dem Ischtar-Tor im Pergamonmuseum …

Glöckchen-Glück

Die Schachblumen (Fritillaria meleagris) sind ein sicheres Zeichen, dass der Frühling nicht mehr aufzuhalten ist. Jedes Jahr frage ich mich, ob sie noch da sind, weil sie vor der Blüte total unscheinbar aussehen. In diesem Winter hatten sie ideale Bedingungen. Von Oktober bis März hat es fast immer geregnet, perfekt für diese Zwiebelpflanze, die in …

Blaue April-Schätze

Mein Lieblings-Gartenschriftsteller Karl Foerster schrieb einst ein Buch mit dem Namen „Blauer Schatz der Gärten“. Es erschien 1940. Man kann es immer noch kaufen. Blaue Blumen wie die Armenischen Traubenhyazinthen (Muscari armeniacum) (Foto oben) oder Vergissmeinnicht galten für Foerster als „geheimes Urinventar des Frühlings und Gartenglücks“. Nach den grauen, dunklen Tagen des Winters spiegeln sie …

Der Wurm im Geranientopf

Als ich im Herbst meine Geranien zum Überwintern ins Haus holte, entdeckte ich in ein paar Tage später in einem Topf den Haufen eines Tauwurms oder Gemeinen Regenwurms (Lumbricus terrestris). Im Winter habe ich ihn mit Blättern und Gemüseresten gefüttert. Ich wollte wie Charles Darwin beobachten, ob er das Grünzeug in den Boden zieht. Hat …

Vergänglicher Zauber

Mit Tulpen habe ich kein Glück. Bislang sind fast alle nach wenigen Jahren verschwunden. Die Erklärungen dafür sind vielfältig: Sie würden von Wühlmäusen gefressen, habe ich gelesen, aber wir haben keine Wühlmäuse. Sie würden immer tiefer in den Boden wachsen und es dann irgendwann nicht mehr nach oben schaffen. Ich weiß nicht, ob das stimmt. …