Was für ein Gewusel an kleinsten Blüten! Es ist das Weiße Labkraut (Galium album), das auf meiner kleinen Wiese blüht. Es gehörte zur Wiesensaat mit mehr als 30 verschiedenen Arten, die ich vor vier Jahren ausgebracht habe. Seitdem bildet es Jahr für Jahr im Juni/Juli einen weißen Blütenschleier auf meiner kleinen Wiese. 

Haken und Borsten

Als ich die Namen Labkraut in der Wiesensaat las, war ich zunächst geschockt. Labkraut? Das kannte ich bis dahin zur als Kletten-Laubkraut (Galium aparine), ein klebriges „Unkraut“, das bis zu einem Meter hoch wird. Seine anhänglichen grünen Samen-Kügelchen, Blätter und Stängel tragen Haken-Borsten, die sich an alles heften, was sie berührt: Gartenhandschuhe, Kleidung, Haare von Wildtieren. Auf diese Weise verbreitet sich das Kletten-Labkraut.

Ein Missverständnis

Das Weiße Labkraut wuchs früher auf nährstoffreichen Wiesen. Aus der Wurzel hat man roten Farbstoff gewonnen. Der Name Labkraut verrät noch etwas: Die Pflanze enthält ein Enzym, das zur Herstellung von Käse benutzt wurde. Ich will weder Käse machen, noch Wolle oder Leinen färben, sondern mich an den zwei bis drei Millimeter großen Blüten freuen und zwar doppelt: Wenn ich das Labkraut jetzt abmähe, blüht es im späteren Sommer vielleicht noch einmal. 

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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