Beim Fischhändler gibt es manchmal grüne, algenartige Stiele zu kaufen. Er nennt sie Salicorn. Was wie eine feiste Alge aussieht, sind die fleischige Sprossachsen des Queller (Salicornia europaea). Den gibt es auch bei uns an der Nordsee, und dort macht er gerade auf Herbst, wie ich vor ein paar Tagen gesehen habe. Er verfärbt sich, wie das Laub der Bäume und gibt den Wiesen im Deichvorland einen rot-braunen Schimmer. 

Wild und dramatisch: der Herbst in Westerhever

Meerfenchel und Glasschmelz

Queller hat viele Namen. Meerfenchel oder Meeresspargel deuten darauf hin, dass man ihn schon früher gern gegessen hat. Glasschmelz oder Glasschmalz deuten darauf hin dass man seine Asche früher zum Schmelzen von Glas verwendet hat. Sie enthält viele Mineralien, z.B. Kalium. Der heißen Glasmasse zugesetzt, senkte die Asche des Queller den Schmelzpunkt.

Geduldige Samen

Queller schmeckt pfeffrig und leicht salzig, was kein Wunder ist, denn er wächst auf Salzwiesen. Dort befestigen seine Wurzeln den Boden und binden bei Überflutung Schwebstoffe, sorgen also dafür, dass fruchtbares Land gebildet wird. Zum Keimen braucht Queller Süßwasser, seine Samen setzt er erst frei, wenn er im Herbst abgestorben ist. Die können im Boden bis zu 50 Jahre auf günstige Umstände zum Keimen warten. 

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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