Ein Garten lehrt Bescheidenheit. Das gilt vor allem um diese Jahreszeit. Schneeglöckchen und Krokusse sind verblüht. Der Himmel ist grau wie die die Bäume und Büsche. Wenn es plötzlich hier und da im Garten klitzeklein und blitzeblau leucht, freue ich mich umso mehr.

Im feuchten, humusreichen Halbschatten gedeiht Brunnera besonders gut. Ein Relikt aus ihrer Vergangenheit.

Das Kaukasus Vergissmeinnicht (Brunnera macrophylla) blüht nur wenige Millimeter groß, aber diesen Mangel macht es mit Leuchtkraft wett. Seine Entdeckung hat einen kriegerischen Hintergrund. Als Russland im 19. Jahrhundert peu à peu den Kaukasus eroberte, folgten auf die Soldaten alsbald Pflanzensammler wie der deutsch-russische Botaniker Johann Friedrich Adam. Seiner Entdeckung habe ich das „blaue Wunder“ in meinem Garten zu verdanken. Ich hätte mir für diese wunderschönen Frühblüher eine friedlichere Vergangenheit gewünscht!

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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