Wir Menschen sehen Pflanzen von oben. Heute habe ich mich gefragt, wie eine Maus wohl meinen Garten wahrnimmt, wenn sie auf Futtersuche ist. Das fünf bis zehn Zentimeter große Frühlings-Alpenveilchen (Cyclamen coum) auf dem Foto oben wäre hoch wie ein Laternenpfahl, und die Zwerg-Iris ‚Katharine Hodgkin‘ (unten) mit ihren fahlen Blütenkelchen ist ein guter Sichtschutz gegen hungrige Raubvögel.

Das in dichten Horsten wachsende Gemeine Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) wird zum undurchdringlichen Wald, um den eine Maus besser herumläuft, wenn sie schnell voran kommen möchte.

Unter den Blütenkragen der Winterlinge (Eranthis hyemalis) mit ihrem morgendlichen Raureif-Schmuck lässt sich’s bestens hindurch kriechen.

Der Frühlings-Krokus (Crocus vernus) sieht aus wie ein Raketenstartgelände. Seine Blüten hat er noch nicht geöffnet, weil es bislang viel geregnet hat.

Die kluge Maus weiß: Interessant wird der Krokus erst, wenn er Samen bildet. Das ist im Juni. Sonderlich lecker sieht das für uns Menschen nicht aus.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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