Wie und wo beginnt man mit den Kennenlernen unserer Natur? Mit dem genauen Hinschauen, z.B. bei einem Spaziergang im Wald. Das lohnt auch im Spätherbst. Inzwischen haben die Eichen ihr Laub abgeworfen, sodass man ab und zu Blätter findet, auf deren Unterseiten grüne Kügelchen sitzen. Verursacher: eine Gallwespe, genauer die Eichengallwespe (Diplolepis Quercusfolii).

Winter-Matriarchat

In den Kügelchen lebt die Larve des Insekts, das ab dem Spätherbst bis Anfang Februar schlüpft. In dieser Winter-Generation gibt es nur Weibchen. Die legen ihre unbefruchteten Eier die schlafenden Knospen von Eichenzweigen, wo wiederum eine Galle entsteht, diesmal im April/Mai. Sie ist viel kleiner als die herbstliche, nur zwei bis drei Millimeter groß.

Grundstoff für Tinte

Von Mai bis Juni schlüpfen daraus Männchen und Weibchen. Nach der Paarung legen die Weibchen ab Ende Mai oder im Juni ihre Eier in die Haupt- oder Seitenadern an der Unterseite junger Eichenblätter. Hier entwickeln sich dann wieder die kugeligen, grünen Galläpfel, aus denen man früher übrigens Tinte hergestellt hat.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

Vielleicht gefällt dir auch das: