Alter geschmiedeter Dengelamboss

Es ist August und meine kleine Wiese muss gemäht werden, meint mein Vater und holt seine alte Sense hervor. Zwar hat die gelbe Wiesenplatterbse (Lathyrus pratensis) erst so richtig angefangen zu blühen und der Rotklee (Trifolium pratense) wird regelmäßig von den kleinen braunen Hummeln besucht, die im Komposthaufen ihr Nest haben. Aber das Wetter soll trocken werden. Zum Sensen ist das die wichtigste Voraussetzung.

Die Vorbereitung der Sense

Jahrelang hing das Gerät unbenutzt im Schuppen, deshalb ist es stumpf und muss gedengelt werden. Den Dengelamboss gibt es noch (Foto rechts). Auf dem wird die Schneide der Sense, verdünnt und gleichzeitig gehärtet. Dazu dienen kleine Hammerschläge, die vom Bart – dem breiten Teil – bis zur Spitze hin- und zurückgeführt werden. Das erfordert Fingerspitzengefühl, sonst schlägt man die Sense kaputt. Den letzten Schliff erhält das Gerät mit dem Wetzstein. Den sollte man auch beim Mähen dabeihaben, weil die Schneidkante schnell wieder stumpf wird. Dann kann’s losgehen, soll aber keiner glauben, eine Sense zu führen sei einfach.

 Warum mit der Sense?

Erstens: Die Gräser und Kräuter auf meiner kleinen Wiese sind mittlerweile mindestens 50 Zentimeter hoch. Das schafft kein Rasenmäher. Zweitens: Sensen ist schonender für die vielen Insekten, die auf und von meiner kleinen Wiese immer noch leben. Der Naturschutzbund Deutschland nennt noch einen dritten Grund: Das Mähen mit Sense sorge für ein „harmonisches Naturerlebnis“. Ich fürchte, es wird eher ein schweißtreibendes.

Dengeln der Sense
Das Schärfen mit dem Wetzstein beginnt an der Spitze de Sense

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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