Das Tier hatte sich im Haus verirrt, also trug ich es hinaus und setzte es auf den Rasen. Dort saß es, perfekt getarnt und kaum zu erkennen (Foto unten rechts). Also musste die Schrecke zum zweiten Mal in meinen Händen reisen, diesmal zu einem kontrastreicheren Hintergrund ein paar Meter weiter auf einer Bauernhortensie. Erst da sah ich die langen Fühler.

Zarte Schrecke

Es handelt sich um eine Langfühlerschrecke, wie ich kürzlich auf dem Blog https://puzzleblume.wordpress.com gelernt habe, um genau zu sein um das Männchen einer Punktierten Zartschrecke (Leptophyes punctatissima). Selten sind die Tiere bei uns in Schleswig-Holstein nicht, aber wann bekommt man sie schon Mal so nah zu sehen! 

Farblich gut getarnt ist das die Zartschrecke im Gras kaum zu erkennen

Kurzer Körper 

Die Fühler dieser Langfühlerschrecke sind mindestens viermal (!) so lang wie ihr im Vergleich zu anderen Heuschrecken nur zwei Zentimeter kurzer Körper. Wozu ein Insekt so lange Fühler braucht, ist mir ein Rätsel. Um das andere Geschlecht zu beeindrucken vielleicht, zum Fühlen, Hören, Riechen? Zum Vergleich müssten wir Menschen dann acht Meter lange Ohren haben oder Nasen. Unvorstellbar.

Brombeeren naschen

Die Männchen dieser Langfühlerschrecke sind an einem breiten, braunroten Streifen auf dem Rücken gut erkennbar. Punktierte Zartschrecken sind Kulturfolger. Das passt, denn ich lebe in einem wilden Garten am Rand einer Kleinstadt. Die Tiere fressen besonders gern an den Blättern von Himbeere und Brombeere. Vor allem bei den Brombeeren nehme ich ihnen das nicht übel. Die wuchern den ganzen Knick entlang.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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