Gestern Abend habe ich „Schneeglöckchen auf Augenhöhe“ kennen gelernt. Hunderte waren es, und so viele unterschiedliche, dass mir die Augen übergingen. Es war ein Vortrag der Gartengestalterin und Schneeglöckchen-Expertin Iris Ney bei der Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur e.V. Ich kannte bislang nur die Schneeglöckchen, die in meinem Garten blühen. Das ist vor allem die heimische Art Galanthus nivalis, oben mit einer Erdhummel auf Nektarsuche. Diese Art hat drei äußere und drei innere Blütenblätter. Iris Ney nennt sie Tepalen. Damit ich meinen Schneeglöckchen wenigstens einmal unter das Röckchen schauen konnte, habe ich im vergangenen Jahr eine Blüte abgebrochen.

Der Vortrag von Iris Ney hat mir gezeigt, wie wichtig ist, genau hinzusehen, denn auch in meinen Garten mit heimischen Schneeglöckchen haben sich neue Varianten hinein gemogelt. Bei mir sind es gefüllte, plenum hießen sie unter den galanthophilen Kennern. Einige habe ich im März 2021 fotografiert. Jetzt, beim erneuten Anschauen der Fotos, stelle ich fest, dass die Blüten sich unterscheiden. Einige der gefüllten haben drei äußere Blütenblätter.

Andere der gefüllten scheinen vier äußere Blütenblätter zu haben. Sogar gelbe Staubbeutel kann man erkennen, sodass sie, selbst wenn sie keine Samen bilden, ihre Gene an andere Schneeglöckchen weitergeben können.

Andere sehen aus, als wollten sie beim kleinsten Windhauch als kleiner weißer Kreisel davon fliegen.

Schneeglöckchen blühen im März. Bis dahin lohnt es sich, nach neuen Varianten Ausschau zu halten. Am besten kauft man sie, wenn sie blühen, so Iris Ney, und pflanzt sie im März unter Büsche. Oft haben sie englische Namen wie Godfrey Owen (bis zu 30 cm hoch, sechs äußere Blütenblätter, die sich weit wie Tutus öffnen) oder Blewbury Tarte (12 cm hoch und grün-weiße Blüten, die einen anschauen) oder Wendy’s Gold (15 cm hoch und innen gelb blühend). Halbschatten bekommt Schneeglöckchen am besten, und der Boden sollte durchlässig sein. Schneeglöckchen mögen, wie fast alle Zwiebelpflanzen, keine Staunässe. Wenn ihnen der Standort gefällt, vermehren sich prächtig, bilden Samen und/oder Tochterzwiebeln. In meinem Garten haben sie Beete und Rasenflächen gekapert und läuten mit ihren weißen Glöckchen den Frühling ein.

Hier blühen sie zusammen mit frühen Krokussen. Beide Krokusse und Schneeglöckchen, haben sich weitgehend selbst ausgesät. Die Pflanzen stehen so dicht beieinander, weil sie immer wieder neue Tochterzwiebeln gebildet haben.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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