Bislang war der Winter bei uns im Norden nicht sonderlich kalt. In solchen Jahren sind die Winterlinge (Eranthis hyemalis) früh dran. Sie „wissen“, dass die Tage länger werden und die ersten Insekten hungrig auf Nektarsuche gehen, sobald es warm genug ist. Der Winterling belohnt sie mit einer einer mehr als 70prozentigen Zuckerlösung. Bislang zeigen sich nur wenige gelbe Kügelchen und die halten ihre Blüten geschlossen (oben). Schließlich regnet es fast jeden Tag. Schaue ich mir das Beet im Schatten eines Pfeifenstrauches genauer an, sehe ich zahllose Winterlinge sprießen. Sie haben dabei eine ganz spezielle Methode.

Wie jemand, der mit seinem Rücken eine Tür eindrücken will, schiebt sich zunächst der gebogene Stängel durch das Erdreich dem Licht entgegen.

Dabei hält der Blätterkranz die Knospe, wie eine schützende Hand, fest umschlossen.

Erst wenn der Stengel lang genug ist, gibt der Blätterkranz die Knospe frei.

Dann streckt der Stängel sich, sodass die Blüte nach oben schaut. Nun muss die Knospe sich nur noch öffnen. Ich schätze, sie wartet damit auf Sonnenschein.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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