Natürlich waren das keine Schmetterlinge. Aber von weitem sahen die Pilze, die ich am Stamm an einer umgekippten Buche in meiner Nachbarschaft entdeckte, so aus. Diesem Aussehen verdanken sie ihren Namen: Schmetterlings-Trameten (Trametes versicolor oder Coriolus versicolor). Sie verwandeln das Holz des alten Baumes wieder in Humus. Es wird Jahrzehnte dauern und viele andere große und kleine Organismen werden ihnen dabei helfen.

Die „Erfindung“ von Pilzen, die Holz zersetzen können, war ein großer Schritt nach vorn in der Entwicklung des Lebens auf der Erde. Vermutlich geschah es vor etwa 300 000 Jahren. Damals entstand keine neue Steinkohle mehr. Ihr Zeitalter war zu Ende. Etwa gleichzeitig entwickelten Pilze die Fähigkeit, Lignin zu zersetzen, der Stoff, dem das Holz seine Festigkeit verleiht. Nun zerfiel das Holz, bevor es zu Kohle werden konnte. Inzwischen überlegen Wissenschaftler, wie sie die Fähigkeit der Pilze nutzen können, um Biokraftstoffe herzustellen. Klingt erstmal besser, als weiterhin Kohle zu verbrennen.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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