Ein Baum fällt mir beim Winter-Spaziergang immer wieder ins Auge, weil ich an ihm ständig Neues entdecke. Zunächst faszinierten mich der gefurchte Stamm (Foto oben) der mir im Sommer gar nicht aufgefallen war.

Falsche Buche

Das herabgefallene Laub mit den gesägten Rändern in der Form von Buchenblättern lassen vermuten, dass es sich um eine Hain- oder Weißbuche (Carpinus betulus) handelt. Der botanische Name verrät, dass der Baum gar keine Buche (Fagus) ist, sondern zur Familie der Birkengewächse (Betulaceae) gehört.

Verwunschene Riesen

Die Stämme von alten Hainbuchen bilden Wülste und Furchen, was ihnen ein verwunschenes Aussehen verleiht. „Spannrückigkeit“ nennen Experten diesen Wuchs, bei dem die Stämme einen unregelmäßigen Querschnitt ausbilden und so aussehen, als sei der Stamm aus mehreren zusammengewachsenen Bäumen entstanden.

Baum im Baum

Meine Buche ist noch jung, zeigt aber schon Anzeichen von Spannrückigkeit. Außerdem hat sich in ihrem Stamm eine Tasche gebildet, in der sich Wasser sammelt. Aus dieser Tasche wächst wiederum eine andere Pflanze. Vom Aussehen her ist der Giersch (Aegopodium podagraria), der ultimative Gärtnerschreck. Ein langes Leben wird dieser Buche nicht beschert sein. Feuchtigkeit, Mikroorganismen und der „Grüne Hausbesetzer“ werden den Stamm von innen zersetzen und dem Baum ein vorzeitiges Ende bereiten.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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