Aus der Sicht unseres Berg-Ahorns (Acer pseudoplatanus) war der regenreiche Winter genau richtig. Seine Samen haben die Feuchtigkeit genutzt und sind gekeimt – nicht einer, nicht zwei, nicht zehn sind es, sondern eher an die hundert. Auf dem Rasen, zwischen den Ritzen auf der Terrasse, überall wachsen derzeit kleine Ahornbäumchen.

Die Flügel der Samen verhaken in Ritzen meiner Terrasse, wo die Samen dann keimen.

Leider vergeblich, denn ich kann, ich will sie nicht haben – auch wenn es mich schmerzt, so viele zukünftige Bäumchen ihres Lebens zu berauben. Ich sage mir dann: In der Natur würden sie auch nicht überleben. Aber vielleicht würden sie als süße Nascherei im Magen von Rehen enden und nicht in meinem Komposteimer.

Erst wächst der neue Baum nach unten, danach nach oben zum Licht.

Spannend finde ich, wie die Samen sich entwickeln. Das konnte ich beim Auszupfen beobachten. Erst schiebt sich eine lange Wurzel in die Erde. Dann platzt die Samenkapsel auf und die darin enthaltenen schon grünen Blätter entrollen sich. Für mich ist es jedesmal wieder ein Wunder, wie sich neues Leben in meinem Garten entfaltet.

Wenn die Blätter sich entfalten, reicht die Wurzel schon viele Zentimeter in den Boden.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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