Am Anfang war das Foto (oben) in meinem Gartenmarkt: weiße Blüten mit grünen Spitzen. „Whow, die habe ich noch nicht“, dachte ich, als ich die Tüte mit Blumenzwiebeln entdeckte. Auf der Tüte stand: „8 Stück. Galanthus Warei.“ Versprochen waren „XXL Blüten“, Preis 9,99 Euro. Mit dem XXL-Versprechen war das so eine Sache. Das Schneeglöckchen Galanthus Warei blüht eher zierlich. Aber dafür hat es „Häschenohren“. Das unterscheidet es von unseren „normalen“ Frühlings-Boten. Die haben ein kurzes Hochblatt, aus dem sich die Blüte herabsenkt, wie auf dem Foto vom Kleinen Schneeglöckchen (Galanthus nivalis).

Hübsch auch ohne Häschenohren – das Kleine Schneeglöckchen.

Galanthus Warei hat einen langen Blütenstiel und zwei Hochblätter, die bis zu elf Zentimeter lang werden können. „Bunny ears“ sagen sie in England dazu, wo Schneeglöckchen-Sammeln ein Volkssport ist.

Galanthus Warei wurde zunächst nach seinem Entdecker Scharlockii benannt.

Entdeckt hat Galanthus Warei der deutsche Apotheker und Pflanzensammler Julius Scharlock 1868 an der Mosel. Er verkaufte es an den Zwiebelhändler Thomas S. Ware in London. Von dem erwarb es 1886 Edward Augustus Bowles, ein wohlhabender britischer Gartenfreund und Pflanzensammler.

Typische Merkmale: grün-weiße Blütenblätter und eine von langen Hüllblättern umschlossene Knospe.

Seine Myddelton House Gardens, wo er gelebt und gewirkt hat, sind ein Geheimtipp für London-Reisende und Gartenfreunde. 2002 wurde in diesem Garten ein gänzlich weißes „Albino-Schneeglöckchen“ entdeckt und für viele hundert englische Pfund versteigert: Galanthus plicatus ‚E. A. Bowles‘. Inzwischen kostet diese Rarität „nur“ noch zwischen 40 und 70 Euro – für eine Zwiebel.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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