Die Sonne ist gerade eine Stunde aufgegangen, und schon ist das Hummel-Büffet eröffnet. Die Tiere haben es eilig. Das Wetter ist gut, das wachsende Volk von Dunklen Erdhummeln (Bombus terrestris), das irgendwo im Garten an einem kühlen Ort in einem Mause- oder Maulwurfsloch lebt, braucht immer neues Futter. Der Gelbe Gelben Scheinmohn (Meconopsis cambrica) mit seinen papier-zarten Blüten ist besonders begehrt.

Schütteln hilft: Dann rieselt der Pollen noch schneller.

Wenn es regnet oder die Nacht hereinbricht, schließt der Gelbe Scheinmohn seine papierzarten Blüten und neigt sie nach unten zum Schutz vor den Unbillen des Wetters und der Nacht.

Bei Regen neigen sich die Blüten. Die Blütenblätter legen sich schützend um Narbe und Staubbeutel.

Die Erdhummeln akzeptieren nicht, dass das leckere Buffet schon geschlossen haben soll. Sie wühlen sich zwischen die geschlossenen Blütenblätter und sammeln fleißig weiter. An diesen heißen Tagen mit den kurzen Nächten gehen sie spät schlafen und sind im Morgengrauen schon wieder unterwegs.

Sogar in geschlossene Blüten drängeln sich die Erdhummeln hinein.

Manchmal höre ich in der Blüte einen schrillen Brummten, als würde eine Hummel gerade schrecklich gequält. Stimmt aber nicht. Sie lässt nur ihre Brustmuskeln vibrieren. Ihr Muskelspiel sorgt dafür, dass die Pollenkörner noch schneller aus den Staubbeuteln rieseln. Sie ist gerade im Hummel-Schlaraffenland.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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