Der Mai ist der Monat der Akelei (Aquilegia). Jedes Jahr wünsche ich mir, ihre Blüte würde ewig dauern. Aber dann ist es gegen Ende Mai doch wieder vorbei. Es gibt Pflanzen, die bilden neue Blüten, wenn man ihre Samenstände abschneidet. Akelei gehören nicht dazu. Andererseits wissen wir Menschen das Vergängliche umso mehr zu schätzen, gerade weil der Genuss nur von kurzer Dauer ist. Zum Ausgleich sind Akelei immer für Überraschungen gut. Einige Jahre lang hatte ich nur weiße, bzw. zartrosa-farbige in meinem Garten. Inzwischen ist die Farbenpracht vielfältiger geworden. Es gibt welche, die in einem dunklen Altrosa blühen. Einige haben einen langen, einige einen kurzen und andere fast gar keinen Blütensporn, der aussieht wie eine Narrenkappe.

Die Vielfalt bei den Akelei im Garten kommt mit der Zeit, weil sie sich immer wieder neu aussäen.

Andere blühen in einem so dunklen Lila-Ton, dass sie am frühen Morgen fast schwarz wirken. Vermutlich sind sie Abkömmlinge der Schwarzvioletten Akelei (Aquilegia atrata), die in den Alpen und im Alpenvorland heimisch ist. Gekauft habe ich sie nicht, aber Insekten könnten bei der Befruchtung Gene aus Nachbars Garten vorbei gebracht haben.

Das dunkle Lila finde ich besonders attraktiv. Die Art mit dem langen Sporn ist aus dem Süden zugewandert.

Einige blaue mit vielen Genen der heimischen Gemeinen oder Waldakelei (Aquilegia vulgaris) blühen leuchtend blau. Ganz selten erlauben die Blüten es sogar, dass man ihnen unter den Rock schaut.

Die heimische Waldakelei blüh blau.

Sie alle tanzen munter miteinander über den Beeten und werden ihre Gene immer wieder neu vermischen. Ich habe sogar eine zweifarbige entdeckt, allerdings sind ihre Blütensporne mit dem Nektar etwas verkümmert.

Diese Pflanze bekommt eine Markierung, damit ich ihre Samen ernten und sie ihre Gene weitergeben kann.

Akelei bilden reichlich Samen. Um die Vielfalt der Farben zu erweitern, habe ich vor einigen Jahren begonnen, die Samenstände der rosafarbigen abzuschneiden und nur die der andersfarbigen zu lassen. Im Ergebnis tendiert mein Garten nun von Blau zu Dunkel-Lila. Ich bin neugierig auf den bunten Tanz der Narrenkappen im nächsten Jahr. Ich habe schon viele kleine neue Pflänzchen entdeckt, die auf einen neuen Platz warten.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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