In meinem Garten steht ein Quittenbaum, gepflanzt vor mindestens hundert Jahren. Knorrig und krumm steht er da, seine Äste teilweise ausgehöhlt und morsch. Und doch trägt er jedes Jahr hunderte herb duftender Apfelquitten. Apfelquitten sind im Gegensatz zu Birnenquitten rund und ziemlich hart. Dafür ist ihr Fruchtfleisch besonders würzig. Außerdem kommen sie mit dem Wetter im Norden Deutschlands besser zurecht.

Römische Importware

Die Quitte (Cydonia oblonga) verdanken wir den Römern, die sie wiederum von den Griechen hatten und die von den Persern. Als das römische Kaiserreich sich nach Norden ausdehnte, brachten die Einwanderer nicht nur den Weinanbau nach Deutschland, sondern auch die Obstbäume und mit ihnen die Quitte. Sie ist übrigens selbstfruchtbar. Das heißt, sie benötigt – anders als die meisten Obstbäume – zum Bestäuben der zartrosa Blüten im Frühjahr keinen zweiten Baum.

Böse Quesen

Wenn ich als Kind beim Quittenschneiden helfen musste, habe ich mir immer eine Axt gewünscht, um sie zu zerhacken. Denn Quitten verarbeiten verursacht Quesen. Quese ist ein schönes altes Wort für eine durch Quetschung entstandene Blase. Aber dafür gibt es dann auch ein Jahr lang köstliches Quittengelee und Quittenlikör – und alles garantiert Bio.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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