Den Krokussen geht es derzeit wie uns Menschen. Sie lechzen nach Sonne und Wärme. Heute Vormittag war es für wenige Stunden so weit. Zum ersten Mal öffneten die Frühlings- und Elfen-Krokusse (Crocus vernus und Crocus tommasinianus)  ihre Blüten. Seit Wochen haben sie auf diesen Tag gewartet. Auf dem Foto drängeln sie sich, um die wärmenden Strahlen zu ergattern, recken Stempel und Staubbeutel der Befruchtung entgegen.

Doch die Insekten, die im März zahlreich von Blüte zu Blüte fliegen, lassen im Februar noch auf sich warten. Der warme Winter hat das heikle Zusammenspiel der Natur durcheinander gebracht.

Nur in unseren gelben Krokussen habe ich zwei Wildbienen entdeckt. Sie stürzten sich auf den Nektar tief in den Blüten. Unsere Hausbienen bleiben noch in den Kästen. Ihnen ist es bei unter zwölf Grad zu kalt.

Zwei Stunden später ist die Sonne schon wieder weg. Es wird regnen, wie fast an jedem anderen Tag der vergangenen drei Monate. Die Blütenblätter werden sich schützend um Stempel und Pollen legen, der Krokus wird auf morgen hoffen.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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