Ein wenig verwildert ist er, unser Kantapfelbaum und so groß, dass er kaum aufs Foto passt. Das liegt daran, dass er höher ist als alle Häuser in der Umgebung und man selbst mit einer doppelt ausgezogenen Leiter die leckersten roten Äpfel in der Krone nicht erreichen kann. Der Danziger Kantapfel ist ein Hochstamm. Sein Kronenansatz liegt in etwa zwei Meter Höhe. So ein Baum braucht Platz. Er dankt es, indem er viele Flüchte trägt.

Schale mit roten Kantäpfeln
Schale mit roten Kantäpfeln

Weißes Fleisch mit rosa Äderchen

Die Sorte ist alt. Zum erste Mal wurde sie 1703 genannt. So alt ist unser Baum nicht. Gepflanzt wurde er zwischen 1890 und 1895, er ist also ein Apfelbaum-Methusalem. Seine Früchte sind süß und saftig, das weiße Fleisch durchzogen von kleinen rosa Äderchen. Im Gegensatz zu Äpfeln aus dem Supermarkt, die nach gar nichts riechen, duftet er köstlich.

Zum Fressen gern

Geerntet werden muss der Kantapfel bis Mitte Oktober. In diesem Jahr waren die Äpfel sogar früher reif, weil es im September noch so heiß war. Die Früchte halten sich bis etwa Mitte Januar. Dann werden sie mehlig. Bei der Masse, die unser Baum produziert, schaffen wir es oft gar nicht, sie alle aufzuessen. Aber das macht nichts. Amseln mögen sie zum Fressen gern, Seidenschwänze auch. Äpfel aus dem Supermarkt hingegen verschmähen sie.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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