Unter den Büschen vor meiner Haustür entsorge ich kompostierbare Abfälle aus der Küche. Der schwarze Plastikeimer steht in einem Korb aus geflochtenen Weidenzweigen. Alles sehr dezent, man sieht ihn kaum. Eine Maus hat ihn trotzdem entdeckt und fand die Gemüsereste, insbesondere das Kaffeedick darin, lecker. Allerdings war der Weg in den Eimer einfacher als der Weg wieder hinaus. Am Abend habe ich die Maus entdeckt. Am nächsten Morgen, als ich den Eimer auskippen wollte, war sie immer noch da.

Erschrocken haben wir uns beide. Die Maus machte einen Satz in die Luft und landete fast auf meinem Arm. Ich ließ den Eimer fallen und die Maus verschwand – nicht im Garten sondern in einer Sackgasse, nämlich hinter den Gemüseresten. Erst als ich mich ein wenig zurückzog, traute sie sich, den Eimer zu verlassen.

Lange wird sie nicht überleben. Nachbars Kater ist jede Nacht auf der Pirsch. Eine Maus im Eimer wird ihm nicht entgehen.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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