Opulente Halskrause, Spitzbart, ondulierter Schnurrbart – so sah der Mann aus, der als erster die Schachblume beschrieb. John Gerard war Engländer, lebte im 16. Jahrhundert und hatte zwei Berufe: Chirurg und Botaniker. Medizin und Botanik waren damals eine häufige Kombination, musste man doch Pflanzen kennen, um die Menschen zu heilen. Er kannte die Schachblume nur als Gartenpflanze. Ob sie von dort die feuchten Wiesen Englands eroberte bleibt umstritten.

Wo sie zu tausenden blüht

In der Haseldorfer Marsch, nicht weit von meinem Wohnort, ist eines der größten Vorkommen Deutschlands. Eigentlich würde deshalb zu dieser Zeit das Schachblumenfest stattfinden. Wegen Corona fällt es schon zum 2. Mal aus. Die Blumen blühen trotzdem, sogar in meinem Garten. Ihren botantischen Namen Fritillaria meleagris verdanken sie Carl von Linné, dem große Pflanzen-Benenner. Er nannte sie Meleagris = Perlhuhn, wegen des typischen Musters der Blüte.

Heimisch oder nicht heimisch

Als Wildpflanze kommt die Schachblume in Frankreich vor, von der Normandie bis Südfrankreich. Weil England bis vor 8000 Jahren über die Doggerbank eine feste Verbindung zum Kontinent hatte, schließt der Botaniker Clive Anthony Stace nicht aus, dass sie in Großbritannien doch eine heimische Pflanze sein könnte. 

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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