Statt blau, weiß, rot, wie die französische Nationalflagge, sind diese Krokusse lila, weiß und dottergelb. Ein Garten ist eine Schule des Sehens. Selbst wenn man glaubt ihn zu kennen, entdeckt man immer wieder Neues. Die dreifarbigen Krokusse sind mir zum ersten Mal bei kaltem Wetter aufgefallen, als die Blüten geschlossen waren. Das lies mir keine Ruhe. 

Dottergelber Schlund

Am nächsten Sonnentag fotografierte ich die Blüten geöffnet und sah, wie die Farben innen ganz zauberhaft von Lila oben über einen weißen Steifen bis zum dottergelben Schlund unten wechseln. Die Krokusse stehen unter einem Bergahorn, wo es im Sommer extrem trocken ist und wir haben nur ganz wenige davon.

Gast aus dem steinigen Bergen

Im Netz begab ich mich auf die Suche nach dem Namen und fand heraus: Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Griechischen Zwergkrokus oder Sieber-Krokus (Crocus sieberi). Er kommt als Wildpflanze in Süd-Albanien, Süd-Bulgarien, Mazedonien, Griechenland und auf Kreta vor und ist als Gartenpflanze hier nicht häufig. Wie so oft, weiß ich nicht, wie er zu uns gekommen ist. Sein Standort bei uns ist im Sommer sonnig und trocken. Der Boden enthält mehr Steinchen als Humus. Kein guter Boden für Sommerblumen, aber für diesen Krokus ist er genau richtig.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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