Die meisten Blütenpflanzen sind Zwitter, also männlich und weiblich zugleich. Den männlichen Teil verkörpern die Staubbeutel, den weiblichen der Fruchtknoten. Damit stehen die Blütenpflanzen vor einem Problem. Wie verhindern sie, dass sie sich selbst befruchten? Schließlich ist es eine Errungenschaft der Evolution, dass Lebewesen genetisches Material untereinander austauschen und immer wieder neu kombinieren. Nur so erhält sich die genetische Vielfalt, die für die Anpassung an Umweltveränderungen notwendig ist.

Trick des Storchschnabels

Eine Taktik der Blütenpflanzen ist auf den Fotos des blauen Wiesen-Storchschnabels (Geranium pratense) gut zu erkennen. Staubbeutel und Fruchtknoten reifen nicht gleichzeitig. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Blüte von einer anderen Pflanze befruchtet wird. Eine weitere Strategie verfolgen Weide, Eibe oder der Ginkgo-Baum. Bei ihnen gibt es männliche und weibliche Exemplare. Einen weiblichen Ginkgo-Baum wird man in Europa allerdings selten zu sehen bekommen, weil die Früchte entsetzlich nach Buttersäure stinken.

Pollen aus Nachbars Garten

Manche Pflanzen sind sogar selbstunfruchtbar, der Fachbegriff ist „selbststeril“. Dazu gehören die meisten Apfelbäume, Birnen oder Süßkirschen. Sie brauchen den Pollen einer anderen Apfel-, Birnen- oder Süßkirschensorte, um Früchte zu entwickeln. Der Blütenstaub eines anderen Baumes der gleichen Sorte reicht ihnen nicht, um  zur Befruchtung zu führen. Wer selbst ernten will, sollte also mindestens zwei Sorten pflanzen oder auf den Baum in Nachbars Garten hoffen.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

Vielleicht gefällt dir auch das: