Wer an der Wilden Karde (Dipsacus) hängen bleibt, zerreißt sich nicht nur die Strümpfe. Weshalb Weber früher die walzenartigen Fruchtstände nutzten, um Wolle aufzurauen, bzw. zu kardieren. Daher der Name Wilde Karde. Trotz ihrer Stacheln ist sie keine Verwandte der Distel sondern gehört zur Familie der Geißblattgewächse.

Verbreitung mit Rückschlag

Die Kratzerli – ob an der Blüte, am Stängel oder an den Blättern – dienen der Verbreitung der Samen. Der Blütenkopf wird zum Katapult, wenn Pflanzenteile sich in den Fellen von Tieren verhaken. Geht das Tier ein paar Schritte weiter, lösen sich die Stängel samt Fruchtstand und schleudern zurück. Dabei können die fünf Millimeter großen Samen meterweit verstreut werden. Ungewöhnlich ist auch die Entfaltung der rosa- bis lilafarbigen Blüten. Sie bilden zunächst einen Ring in der Mitte des Blütenstandes. Dieser Ring wandert dann den Blütenkopf hinauf und hinab.

Durstlöscher für Vögel

Die Wilde Karde ist zweijährig, blüht im Juli/August und eignet sich auch als dekorative Gartenpflanze. Im ersten Jahr bildet sie eine Rosette, im zweiten entfaltet sie ihre Blütenpracht. Weil die Stängelblätter trichterartig miteinander verwachsen sind, sammelt sich an ihrem unteren Ende das Regenwasser und wird zur Vogeltränke. Daher auch der botanische Name Dipsacus, der auf das griechische Wort „dipsa“ für Durst zurückgeht. In Österreich heißt die Wilde Karde deshalb auch Immerdurst.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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