Alle meine Pflanzen haben eine Geschichte. Mein Hibiskus „flog“ einem heißen Junitag vor 20 Jahren von Mallorca in meinen Garten. Eine Freundin, die dort wohnte, hatte mir zwei Abschnitte geschenkt. Eingewickelt in feuchtes Küchenpapier überstanden sie Autofahrt und Flug und bildeten, bei mir angekommen, Wurzeln.

Eine Pracht: Manchmal öffnen sich mehr als fünf Blüten gleichzeitig.

Seitdem blüht Pink Gem – rosa Edelstein – Jahr für Jahr üppig in meinem Wintergarten. Die Züchtung mit dem Namen Hibiscus rosa-sinensis mag es gerne warm, ja heiß: 40 Grad und er blüht auf, Hauptsache die Wasserzufuhr stimmt. Das zweite Exemplar, ebenso groß, steht im Topf auf der Terrasse, blüht dort aber nie so üppig wie im Wintergarten. Bald kommt für die beiden eine harte Zeit. Ich schneide sie zurück und hole sie ins Haus. Dort stehen sie hell, warm und bekommen ganz wenig Wasser. Sobald die Tage wieder länger werden, danken sie es mir und bilden zartgrüne Blättchen. Der Hibiskus lebt weiter. Das Haus auf Mallorca ist schon lange verkauft.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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