In meinem Garten ging ich bislang unbarmherzig gegen Gräser vor, aber das ändert sich gerade. Peter König, von dem ich gestern schon erzählt habe, hat mir die Augen geöffnet. Beim Spaziergang über eine Streuwiese pflückte er einen Grashalm, rieb ihn zwischen den Fingern und in die Nase stieg der Geruch von Waldmeister. Wohlriechendes Ruchgras (Anthoxanthum odoratum). Es bildet eine Vorstufe des Cumarins, das auch im Waldmeister enthalten ist. Cumarin ist übrigens auch ein blutgerinnungshemmender Arzneistoff und ein Aromastoff, darf aber als solcher nicht mehr verwendet werden.

Pellkartoffeln-und-Quark-Typ
Wohlriechendes Ruchgras ist ein „schwachwüchsiges“ Gras, so nennt es der Botaniker. Er meint damit, dass es genügsam ist. Ruchgras wächst auf nährstoffarmen Böden. Auf den Menschen übertragen wäre es der Pellkartoffeln-und-Quark-Typ verglichen mit dem Steak-und-Pommes-Typ. Mehr Stickstoff in Form von Gülle oder Kunstdünger auf den Wiesen sorgt dafür, dass sich die Steak-und-Pommes Gräser breitmachen. In der Saat zu meiner kleinen Wiese befand sich Ruchgras. Mal sehen ob ich es entdecke, aber dazu muss es erst blühen. Allein an den Blättern kann ich es nicht erkennen.
Warum Streuwiesen ausgestorben sind
Jetzt im Juni färben die Gräser mit ihren zarten Blüten die Wiesen und Wegraine in ganz unterschiedlichen Grün- bis Rosttönen. Hier am Rand der Marsch sind das eher solche, die auf stickstoffreichen Böden wachsen, und die meisten von ihnen werden diese Tage abgemäht. Bei einer Streuwiese wäre das anders. Sie diente als Einstreu für die Tiere, wenn man nicht genug Stroh hatte und wurde deshalb erst im Spätsommer gemäht. Weil man Einstreu heute nicht mehr braucht, sind Streuwiesen sehr, sehr selten geworden.