„Das ist doch kein Acker“, wird mancher denken, wenn er dieses Foto sieht.  In gewisser Hinsicht stimmt das sogar. Das Getreide wächst auf diesem „Schutzacker“ in der Uckermark in Brandenburg eher spärlich. Viele der seltenen und vom Aussterben bedrohten Ackerwildkräuter hingegen, von Botanikern Segetalflora genannt, haben sich prächtig vermehrt. Ihrem Schutz dient der Acker.

Farbenfrohe Vielfalt

Die rote Farbe stammt vom Klatschmohn (Papaver rhoeas), das Dunkelblau vom Acker-Rittersporn (Consolida regalis), das zarte, fast weiße Blau vom Acker-Schwarzkümmel (Nigella arvensis). Hinzu kommen weißer Feldklettenkerbel (Torilis arvensis) und gelbe Färberkamille (Anthemis tinctoria). Die leuchtend lilafarbene Kornrade (Agrostemma githago), Foto mitte, ist schon fast verblüht. Zu sehen sind nur noch ihren tonnenförmigen Fruchtstände, die bis zur Reife immer dicker werden.

Gerettete Kornrade

Mit der Kornrade auf diesem Acker hat es eine besondere Bewandtnis. Sie stammt von einem kleinen Feld in der Nähe der Oder, das auch in DDR-Zeiten in privater Hand blieb und dessen Saatgut der Bauer immer wieder selbst vermehrt und ausgebracht hat. Inklusive der Kornrade. Von dort wurde ihre Saat von Ackerwildkrautschützern auf diesen Schutzacker gebracht. Das heißt sie stammt aus der Region, ist an das regionale Klima und die Böden angepasst, der Fachbegriff lautet autochthon.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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