Feld-Rain-Saum- oder Wiesen-Mischung? Das ist hier die Frage. Die erste besteht aus 70 Prozent Gras und 30 Prozent Kräutern, die ich ich zweimal im Jahr mähen müsste. Die zweite besteht aus 90 Prozent Kräutern und und 10 Prozent Gräsern, die eher konkurrenzschwach sind, Ruch- und Kammgras, in dem auch Jungvögel etwas zu picken haben. Rote-Liste-Arten sind bei keiner Mischung dabei und nicht alle Pflanzen würden gleich im ersten Jahr kommen, erklärt mir der Berater am Telefon. „Länger dormant“, nennt er die Spätkeimer. Ein Trick der Natur. So kann die Saat schlechte Zeiten überdauern. Doch auch im ersten Jahr sei schon etwas zu sehen, im zweiten und dritten werde meine kleine Wiese noch schöner. Ich entscheide mich für die Wiesen-Mischung. Das erscheint mir authentischer, auch wenn sie nur so breit ist wie ein Feldrain.

Wo bleibt der Wiesenknopf?

Ich studiere die Liste mit den Pflanzen, die im Saatgut zu finden sind und und. Kein Wiesenknopf. Den hätte ich gerne, um Bläulinge anzulocken. Und auf das Labkraut, nach meinem Wissen Kletten, würde ich gerne verzichten. Davon habe ich schon jetzt zu viel in meinem Garten. Zwei Wünsche, die nicht erfüllt werden. Regional heißt nun mal regional, und der Kleine Wiesenknopf ist in Schleswig-Holstein vor dem Aussterben bedroht. „Er ist Allenfalls eine Art der Jungmoräne und vielleicht der Ostseesteilküste“, wird mir beschieden. Auch der Große Wiesenknopf sei stark gefährdet und fehle vielerorts in meinem Bundesland. „Die Förderung von solch seltenen Arten bleibt dem behördlichen Naturschutz und der Artenagentur vorbehalten“, schreibt der Berater. Ich könne die Arten allerdings in der Gärtnerei erwerben, aber regional sei das Saatgut dann nicht.

Labkraut für die Insekten

Zu Galium album, dem Weißen Labkraut, hingegen rät er mir sehr. Es handele sich dabei nicht das von mir gefürchtete Kletten-Labkraut, sondern um eine „gute Insektenpflanze“, die „leider auch vielfach auch aus den Wiesen verschwunden“ sei. Ergebnis: Kein Wiesenknopf, aber Weißes Labkraut. Ob ich mit dem Wiesenknopf vielleicht doch ein bisschen mogeln will, überlege ich. Vielleicht ihn erstmal woanders im Garten unterbringen. Saat abmachen und in die Wiese streuen. Hätten ja auch die Vögel tun können, ganz „regional“ sozusagen. Aber erstmal muss der Boden vorbereitet werden. 50 Quadratmeter schwarze Erde mit „Lehmauflagen“ und mit Gras bewachsen. Ein hartes Stück Arbeit.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

Vielleicht gefällt dir auch das: