In meinem Garten passieren merkwürdige Dinge. Beim Rasenmähen entdeckte ich kürzlich das Blatt einer Zyklame, eines Mini-Alpenveilchens. Es wuchs, wo wir zuvor das Gras stehen ließen, weil die Wiesenmargeriten so wunderschön blühten. Vermutlich hat die Zyklamen-Saat die Ungestörtheit zum Keimen genutzt.

Tief im Boden versteckt

Die Pflanze auszugraben, um die an einen geschützten Ort zu tragen, war gar nicht so einfach. Die kleine Knolle hatte sich schon mehr als 5 Zentimeter tief in den Boden gegraben, wie man an dem langen Stängel auf dem Foto gut erkennen kann. Die Mutterpflanze wächst einige Meter weiter an einem Baumstumpf. Aber dort hat sie sich noch nie vermehrt.

Persönlicher Fingerabdruck

Meir Shalev widmet in seinem wundervollen Buch „Mein Wildgarten“ (Diogenes Verlag 2017) den kleinen Alpenveilchen ein ganzes Kapitel. „Im ersten Jahr nach der Aussaat treibt das Alpenveilchen eine Knolle von der Größe einer Murmel, der ein einzelnes Blatt entspringt.“ Dann müsste man zwei, drei Jahre warten, bis es blüht. Zudem habe jedes Alpenveilchen eine einmalige und besondere Zeichnung auf seinen Blättern, die sich wie ein Fingerabdruck von der aller anderen Alpenveilchen unterscheide. Wenn auf dem Wiesenstück noch weitere Pflanzen keimen, werde ich das prüfen.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

Vielleicht gefällt dir auch das: