Seite Wochen blüht es auf dem Rasen in einem leuchtenden, dunklen Pink – egal ob die Sonne scheint oder wir gerade mal wieder 36 Stunden Regen haben. Dazu summt und brummt es, dass es eine Freude ist. Wann immer es trocken ist, und sei es auch noch so kurz, stürzen sich Hummeln und Bienen auf den Blütenteppich. Mit dem Rasenmäher kurve ich deshalb vorsichtig drumherum, um den gedeckten Tisch nicht abzuräumen. Das lila Wunder heißt Kleine Braunelle (Prunella vulgaris).

Bunt statt Einheitsgrün

Hummelglück: Dicht an dich blüht die Kleine Braunelle auf dem Rasen.

Meine Liebe zur Braunelle wird nicht von allen Gartenfreunden geteilt, wie ich beim Blick ins Internet festgestellt habe. Mit Folie abdecken, von Hand rausreißen, bloß nicht saaten lassen, Rasenunkrautvernichter verwenden – so lauten die Tipps von Leuten die wollen, dass ihr Rasen vor allem aus grünen, kurzen, dicht an dicht stehenden Hälmchen besteht.

Steinwüsten den Kampf ansagen

Ich finde grünen Rasen langweilig und lebensfeindlich. Insekten haben es ins unseren Zeiten ohnehin nicht leicht. Die Landwirtschaft rückt großflächig mit Giften gegen sie vor und immer mehr Gärten entwickeln sich zu grauen Steinwüsten, aus denen allenfalls ein immergrüner Buchsbaum ragt. Würde hingegen jeder Weißklee (Trifolium repens), Gänseblümchen (Bellis perennis) und Braunelle auf seinen Rasenflächen zulassen, wäre das für hungrige Insekten eine Labsal.

 

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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