Mutig stürzt sie sich in den Abgrund, um der Sonne zu entkommen: die junge Hain-Bänderschnecke (Cepaea nemoralis). Die Strahlen der Abendsonne vergolden ihr Gehäuse. Ich habe sie unten in einem Blumentopf gefunden, in dem sie fast ertrunken wäre, denn es in den letzten Tagen ordentlich geregnet. Seitdem sind nicht nur die Nacktschnecken wieder da, sondern auch die Gehäuseschnecken. Ihre Vielfalt begeistert mich.

Hain-Bänderschnecken haben eine schwarze Öffnung oder „Mund“, weshalb sie auch Schwarzmündige Bänderschnecke heißen. Die Vielfalt ihrer Farben und Zeichnungen ist groß. Es soll etwa 90 unterschiedliche Kombinationen geben. Und je nach Farbe sind sie unterschiedlich angepasst. Helle sollen z.B. Hitze, Trockenheit und Kälte besser vertragen als dunkle. Hain-Bänderschnecken fressen welke Pflanzenteile, Moose und Algen, verdauen sie und verwandeln die abgestorbenen Pflanzenteile wieder in kostbaren Dünger. Sind also keine Schädlinge, wie ihre roten gehäuselosen Verwandten. Die kleine gelbe Bänderschnecke vom Foto oben kroch mir nichts, dir nichts senkrecht an einer Granitkante im Garten hinab. Schnecke müsste man sein!

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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