Jedes Jahr überraschen sie mich aufs neue, denn kommen sie wie aus dem Nichts: meine Winterlinge (Eranthis hyemalis). Gefühlt gestern noch, war der Garten öd und leer. Heute leuchten unter Büschen, auf Beeten und dem Rasen gold-gelbe Kugeln, etwa so groß wie Dauerlutscher.

Als erstes schiebt sich ein Blätterkranz durch das abgestorbene Herbstlaub. Er umfasst die Blüte wie eine wärmende Mütze. Dann öffnet sich der Blätterkranz, die goldgelbe Blütenkugel wird sichtbar und wendet sich gen Himmel.

Meine Winterlinge haben Geduld. So lange es grau und regnerisch ist, halten sie ihre Blüten fest geschlossen. Es kommt sowieso niemand vorbei, um sie zu befruchten. Auch den Insekten ist es derzeit noch zu kalt und zu nass.

Bei schönem Wetter öffnen sich die gelben Kugeln zu einer weiten Schale. Dann sind Winterlinge für Insekten eine wichtige Futterstelle. Im Mai reifen die Samen. Nachdem die sich verstreut haben, werden die Blätter braun, und die Pflanzen ziehen in den Boden zurück. Dort wollen sie bis zum nächsten Januar nicht gestört werden.
