Ermordet von der chemischen Revolution in der Landwirtschaft – dieser harte Satz eines amerikanischen Wissenschaftlers gilt einer zarten Pflanze mit zauberhafter purpurfarbener Blüte. Bis in die 1960er Jahre war die Kornrade (Agrostemma githago) eine häufige Pflanze auf den Äckern. Dann wurde sie innerhalb weniger Jahre fast ausgerottet. Denn die Kornrade ist giftig. Wenn ihre Saat im Brotmehl landete, konnte das in früheren Jahrhunderten zu Massenvergiftungen führen.
Überragender Wuchs
Die Kornrade ist ein Kaltkeimer. Die Saatkörner brauchen Minusgrade, damit sich aus ihnen eine Pflanze entwickelt. Deshalb fand sich die Kornrade früher meist im Wintergetreide, denn das wird schon im Herbst ausgesät. Ihre Wuchs hat die Konrade an das Getreide angepasst. Die zarten Stängel werden bis zu einem Meter hoch. So können die Blüten das Korn überragen und die Kelchblätter zur Photosynthese beitragen.
Geburtshelfer Mensch
Zur Ausbreitung braucht die Kornrade den Menschen. Die nierenförmigen drei bis vier Millimeter großen Samen stecken in einer Samenkapsel, die an ihrer Spitze einen so engen Kelch bildet, dass die Samen kaum von allein herausfallen können. Erst wenn man die Samenkapsel zerdrückt oder sie beim Dreschen zerstört wird, fallen die Samen heraus. Übrigens waren die Samen in vorgeschichtlicher Zeit kleiner. Weil Bauern die giftigen Saatkörner aus dem Getreide aussiebten, blieben die größeren Samen im Getreide zurück – natürliche Auslese von Menschenhand.