Der Sommer war so heiß, dass ich das Sensen meiner kleinen Wiese immer wieder aufgeschoben haben. Außerdem blühte sie bis in den Herbst hinein. Nun ist es kühler und ich habe mich an die Arbeit gemacht. Was für eine Schufterei! Der Regen hat Gräser und Kräuter flachgelegt. Die Halme sind zäh wie Leder. Selbst meine schicke vom österreichischen Sensenverein empfohlene Sense gerät an ihre Grenzen. Mein Neffe kommt vorbei. „Kauf dir doch ne Motorsense“, rät er und entschwindet grinsend. Ein dicker Grasfrosch springt dicht vor meinen Füßen auf und entkommt mit einem eleganten Sprung in die Hecke. Eine Motorsense hätte er nicht überlebt. Am Abend zittern Arme und Hände und ein schöner Herbsttag geht zu Ende.  

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

Vielleicht gefällt dir auch das: