Ein sonniger Apriltag auf Sizilien mit kaltem Nordwind. Ich war gekommen, um die Ruinen einer Stadt aus dem 5. Jahrhundert vor Christus anzusehen. In diesen Tagen versank sie fast in einem Meer aus Frühlingsblumen. Gerade hatte ich die Reste eines antiken Theaters auf einer Bergkuppe hinter mir gelassen, das sah ich ihn: blassgelb mit schwarzen Streifen. Die Flügel ausgebreitet saß er auf einer Distelblüte und ließ er sich beim Nektarsaugen auch von der Kamera nicht stören: ein Segelfalter (Iphiclides podalirius).
Wo ist vorn, wo hinten?
So raffiniert ist er gezeichnet, dass man schon genauer hinschauen muss, um festzustellen, wo vorn und wo hinten ist. Vielleicht ist das ein Trick, um beim Angriff eines Fressfeindes in eine unerwartete Richtung entkommen zu können. Typisch für den Segelfalter ist die auffällige Zebra-Zeichnung auf den Vorderflügeln. Damit unterscheidet er sich vom ähnlich gefärbten Schwalbenschwanz (Papilio machaon). Mit einer Flügelspannbreite bis zu 80 Millimetern gehört der Segelfalter zu den größten Schmetterlingen Europas.
Der Berg ist mein
Jetzt im April fliegt die erste Generation. Dass der Falter sich ausgerechnet auf einem Hügel zeigte, war kein Zufall. Segelfalter sind territorial. Die Männchen fliegen, nachdem sie geschlüpft sind, auf eine Bergkuppe und jagen jedem männlichen Eindringling mit rasantem Segelflug hinterher. Weibchen dagegen sind erwünschte aber flüchtige Gäste. Sie kommen nur zur Paarung auf den windigen Hügel und entschwinden für die Eiablage zu den wärmeren Südhängen. Die kleinen Raupen sind zunächst grau und sehen aus wie Vogelschiss. Zwei von ihnen habe ich bei einem Spaziergang über die Straße geholfen. Da wusste ich noch nicht, in was für Schönheiten sie sich verwandeln werden.