Seit den Eisheiligen steht mein Zimmerknoblauch (Tulbaghia violacea) wieder auf der Terrasse. Nun will er endlich blühen. Eigentlich hätte er damit schon im Juni beginnen sollen, wie im vergangenen Jahr. Da war der Sommer wärmer, nur gefiel ihm die pralle Sonne nicht. Dieses Jahr habe ich ihn deshalb in den Schatten gestellt. Ergebnis: Keine Blüten bis ich in ihn im August wieder in die Sonne gerückt habe. Die Wünsche mancher Pflanzen sind schwer zu befriedigen.

Die Blätter und Blüten des Zimmerknoblauchs sind essbar.

Trotz Standort im feuchten Schatten haben die zahlreichen Nacktschnecken dieses feuchten Sommers den Zimmerknoblauch verschmäht. Offensichtlich mundet er ihnen nicht. Das ist kein Wunder. Die Pflanze riecht wie Knoblauchzehen, die im Gemüsekorb die beste Zeit hinter sich haben. Er ist ohne Zweifel ein kleiner Stinker. Ich hüte ihn trotzdem durch den Winter, eingepackt im Wintergarten oder in einem frostfreien Raum hinter der Garage. Frost mag er nicht. Schließlich ist seine Heimat Südafrika. Gegossen wird er im Winter fast gar nicht.

Eine hübschere Deko für einen Salat kann man sich kaum vorstellen.

Auf Berührungen reagiert der Zimmerknoblauch mit einer Knoblauch-Wolke. Bei mir verfängt die Verteidungsstrategie nicht. Die kleingehackten Blätter gebe ich zum Salat oder in eine Quarkcreme für ein leicht knofeliges Aroma. Auf Englisch heißt die Pflanze „society garlic“ oder „sweet garlic“, weil man sie fast ohne die üblichen Folgen von Knoblauchgenuss essen kann. In Deutschland gibt es sie als „Knobiflirt“ zu kaufen. Die essbaren Blüten sind super-hübsche Deko für Salate. Es gibt also viele Gründe, den kleinen Stinker zu lieben.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

Vielleicht gefällt dir auch das: