Die beiden treiben es ganz öffentlich, in einer schattigen Ecke direkt vor der Haustür. Die erste Reaktion: Boah, ist das widerwärtig! Die zweite: Jetzt machen die auch noch neue Schnecken, und das mitten im September! Die dritte Reaktion: Wie geht das eigentlich: Schneckensex?

Stalker in Zeitlupe

Nacktschnecken ruhen die meiste Zeit. Mit Fressen verbringen sie nur vier Prozent ihrer Zeit, und manchmal hat man dann den Eindruck, dass ihnen tote Artgenossen am liebsten sind. Bis zu zehn Nacktschnecken können sich zu einem solchen Festmahl versammeln. Manchmal hingegen werden sie zu Stalkern, eine kriecht hinter der anderen her, bis die sich umdreht und Lust auf Sex signalisiert.

Yin und Yang im Uhrzeigersinn

Die beiden bilden einen Kreis und drehen sich im Uhrzeigersinn umeinander. Bis beide so richtig in Stimmung sind, streicheln sie sich stundenlang gegenseitig und schleimen kräftig herum. Dann tauschen beide Spermien aus, mit denen sie ihre eigenen Eier befruchten. Das können hunderte sein. Danach sterben sie. Die Eier entwickeln sich nur wenn es feucht ist, nicht zu warm (mehr als 25 Grad) und nicht zu kalt (unter -2). Früher Frost würde den Nachkommen der beiden vor meiner Haustür also den Garaus machen. Gut so.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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