Wie ein mehrarmiger Leuchter steht sie bis zu zwei Meter hoch: die Kandelaber Königskerze (Verbascum olympicum). Für eine zweijährige Pflanze ist das in der Tat eine olympische Leistung. Im ersten Jahr bildet sie eine Rosette, in deren Mitte im folgenden Frühjahr die Blüte entsteht.

Drei Meter tief reicht ihre Wurzel, hat mir die österreichische Wurzelforscherin Monika Sobotik gestern beim Besuch im Arboretum Ellerhoop Thiensen erzählt. Ihr Team hat die Wurzeln der Pflanze einst ausgegraben. Innerhalb weniger Frühjahrswochen schießt die zweijährige Staude in die Höhe.

Über der filzig behaarten Rosette steht der Blütenstand, der zunächst wenig von seiner Pracht erahnen lässt. Von Juni bis August ist er über und über mit gelben Blüten übersäht, die gerne von Bienen und Schwebfliegen besucht werden.

Heimat der Pflanze ist Südosteuropa, wo sie als Steppenpflanze auf trocknen, steinigen Böden wächst. In meiner Stadt thront die Königskerze über einem alten Bahndamm. Diese Fotos stammt aus dem Arboretum. Die Aussaat im eigenen Garten hat noch nicht geklappt. Vielleicht ist er zu wenig Steppe. Aber ich arbeite daran. Im Herbst werden wieder eingesammelte Samen verteilt.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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