… und doch wunderschön. Tulpen in der Vase fangen nach einer Weile an zu „müffeln“. Man kann riechen, dass sie sterben. Ich mag das nicht, mag sie aber auch nicht wegwerfen. Also stelle ich sie in den Wintergarten, wo es um diese Jahreszeit noch recht kühl ist. Dort blühen sie tagelang weiter und werden von Tag zu Tag schöner.

Noch sind sie nur müde, aber noch nicht schlapp.

Ich kann dabei zusehen, wie die Blütenblätter nach und nach ihre „Knackigkeit“ verlieren.

Das Sonnenlicht fällt durch die Blätter.

Im Laufe der Zeit zeichnet sich das Netzwerk der Gefäße, das die Blüte mit Feuchtigkeit versorgt, immer deutlicher ab. Mich erinnern diese Tulpen an die Arbeiten der Künstlerin Kathrin Linkersdorff (https://www.kathrinlinkersdorff.com). Sie inszeniert die natürlichen Kreisläufe von Werden und Vergehen in der Natur. Tulpen spielen dabei eine bedeutende Rolle. In ihren Werken bleiben sie auf ewig wunderschön, bei mir werden sie auf dem Komposthaufen Teil des Kreislaufs der Natur.

Müde Farben, müde Blütenblätter – auch im Vergehen entsteht Schönheit.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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