Die erste Bekanntschaft ist schmerzhaft: ein Stich in die Hand durch den dicken Gartenhandschuh. In der Handvoll Unkraut, die ich beherzt ausgerupft habe, ist der Urheber ist kaum zu erkennen: ein ledriges dunkelgrünes Blatt mit nadelscharfen Spitzen rund um den Blattrand. Es sind die Blätter einer kleinen, nur zehn Zentimeter hohen Europäischen Stechpalme (Ilex aquifolium), die sich in meinem Garten angesiedelt hat. Vermutlich ist sie ein Nachkomme der haushohen Stechpalme aus Nachbars Garten. Ein anderer Name ist Christdorn oder nur kurz Ilex.
Grün für ewiges Leben
So exotische der Ilex auch aussieht, der Baum ist hier seit Jahrtausenden heimisch. Selbst Eiszeiten hat er küstennahen Wald-Inseln überlebt und sich von dort wieder ausgebreitet. In Großbritannien und Skandinavien gehört er fest zur Weihnachtsdekoration, und auch bei uns ist er wegen seines dunkelgrünen Laubs und den leuchtend roten Früchten als Adventsdekoration beliebt. Im Mittelalter galten die immergrünen Zweige mit den leuchtend roten Früchten als Sinnbild ewigen Lebens.
Baum des Jahres
Der deutsche Name Stechpalme geht auf einen Osterbrauch zurück. Als Jesus am Sonntag vor Ostern in Jerusalem einzog, breiteten die Menschen auf den Straßen Palmblätter aus. In Nordeuropa gibt es keine Palmen, und die Laubbäume sind Ostern noch nicht grün. Also schmückte man die Kirchen am Palmsonntag mit Ilex-Zweigen. Diesem Brauch verdankt der Ilex – übrigens der „Baum des Jahres 2021“ – seinen gebräuchlichsten Namen: Stechpalme.