Vor einem Jahr sah ich zum ersten Mal einen Goldglänzenden Rosenkäfer (Cetonia aurata, Foto oben) in meinem Garten. Ich freute mich über das schillernde Insekt, das von Pollen lebt und dessen Larven Mulm sowie zersetztes Holz fressen. Ein Stück Artenvielfalt ist zurückgekehrt und ein wichtiger Teil im Netzwerk der Natur, in dem alles verarbeitet wird, was einmal gelebt hat. Mein Goldglänzender Rosenkäfer hat Gesellschaft bekommen. Trauer-Rosenkäfer (Oxythyrea funesta) heißt der kleine Bruder (Foto unten auf einer Wolfsmilch). Diese Art hat problematische Vorlieben.

Ein Trauer-Rosenkäfer (Oxythyrea funesta) hat die Wolfsmilch als Buffet entdeckt.

Sie fressen gerne Pollen. Das Exemplar auf dem nächsten Foto hat sich über die Blüte einer Steppenkerze (Eremurus robustus) hergemacht.

Steppenkerze ist eher etwas für Trauer-Rosenkäfer-Feinschmecker.

In diesem heißen Frühsommer treten Trauer-Rosenkäfer bei uns zum ersten Mal in Massen auf. Bei einer Freundin im Nachbarort haben sie die Lupinen-Blüten vollständig bis zum Stängel abgefressen. Im Garten der Horizonte in Heidgraben konnte ich ihnen sogar beim Fressen zuhören. Sie saßen in der Blüte einer Flockenblume: Sie wühlten, knirschten, knabberten und kauten hörbar noch in zehn Zentimetern Entfernung. Auch von dieser Blüte werden sie nichts übrig lassen. Die Fressmonster stammen aus dem Mittelmeerraum. Bei uns in Schleswig-Holstein sind sie neu. Ich fürchte, sie sind gekommen, um zu bleiben.

Die Flockenblume ist für Trauer-Rosenkäfer das Äquivalent zum Bratwurststand. Da treffen sich alle.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

Vielleicht gefällt dir auch das: