Ein Garten hat eine eigene Sprache. Hängen die Blättern morgens noch schlaff an den Stängeln heißt das: Jetzt brauche ich aber wirklich Wasser. Gestern gab es davon genug. Erst ein Schauer mit leichtem Regen, zwei Stunden danach ein Wolkenbruch mit Land unter auf der Terrasse – 11 Liter auf den Quadratmeter in 20 Minuten. Es dauerte weitere 20 Minuten, da war die Terrasse wieder wasserfrei. Der Boden hat den Regen gierig aufgesogen. Die Pflanzen wussten sich zu schützen. Wer sonst munter in den Himmel schaut, senkte seine Blüte – wie der Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense) oben, keusch zum Boden. Raublattgewächse, sie der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare), der gerade angefangen hat zu blühen, sammelt die Feuchtigkeit mit seinen haarigen Stängeln.

Haarige Angelegenheit: der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare).

Die Edel-Pfingsrose Festiva maxima öffnet Dank der reichlichen Wasserzufuhr nun doch noch ihre letzte Knospe.

Vor ihrem letzten Auftritt: Festiva maxima.

Ein von Feuchtigkeit schwerer Zweig des Pfeifenstrauchs (Philadelphus coronarius) hat sich über die Gartendekoration gelegt.

Neue Deko-Kombi mit Pfeifenstrauch.

Die Blüte des Islandmohns (Papaver nudicaule) hat den Regen makellos überstanden. Sie hat sich erst heute Morgen geöffnet, knitterig wie zartestes Pergament. Der Garten hat gesprochen und bedankt sich: Endlich Regen!

Frisch und noch ganz knittrig: der Islandmohn (Papaver nudicaule).

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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