Es kommt nicht oft vor, dass ich währen einer Sitzung im Rathaus Naturbeobachtungen anstellen kann. Vergangene Woche war das das Fall. Der Abend war warm, die Fenster standen offen, immer wieder flogen Nachtfalter in den Raum. Schade, dachte ich. Die finden bestimmt nicht wieder hinaus. Am nächsten Abend fand wieder eine Sitzung statt, und die Leichen lagen noch auf der Fensterbank.
Mein Mitleid schwand augenblicklich. Es handelte sich ausschließlich um Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis). Derzeit ist die invasive Art aus Asien bei uns in Massen unterwegs. Sie ist nun auch nördlich von Hamburg angekommen. Aus jedem Busch, aus jeder Hecke, die ich berühre, flattern sie heraus, um schnell wieder im dunklen Blätterwerk zu verschwinden.
Meinen Buchsbaum (Buxus sempervirens) haben sie in diesem Jahr zum ersten Mal komplett kahl gefressen. Wir haben die Pflanzen mit einem Hochdruckreiniger abgespritzt. Ob es hilft? An einigen Stellen treiben die Büsche wieder aus. Ich könnte auch mit Bazillus thuringiensis spritzen, einem biologischen Pflanzenschutzmittel. Aber das will ich nicht, denn das schadet allen Falterarten. Rausreißen? Im Moment geschieht das in fast jeder Straße. Ich werde ein bisschen abwarten. Die Meisen haben den Schädling schon auf dem Kieker. Mal schauen, ob sie es schaffen, gegen seine Vermehrungswut anzufressen.