Auf meiner kleinen Wiese ist ein Wald aus Gräsern gewachsen. Dazwischen leuchten hunderte pinkfarbene Punkte. Mitte Mai hat die Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi) angefangen zu blühen, ein wenig später als normal, weil das Frühjahr so kalt war. Ihren Namen verdankt sie dem Kuckuck. Wenn er aus seinem Winterquartier zurückkehrt, beginnt ihre Blütezeit.

Rosa Röckchen

Kuckucks-Lichtnelken werden bis zu einem Meter hoch. Deshalb können sie mit den Obergräsern – also den hoch wachsenden Gräsern – locker mithalten. Wenn sie sich auf meiner kleinen Wiese wohl fühlen, werden sie sie Ausläufer bilden und somit kleine Lichtnelken-Zentren, die im nächsten Jahr noch mehr rosa Röckchen tragen werden. „Horstbildend“ nennen Pflanzenkundler das.

Mähen und Metzeln

Mit dem Wohlfühlen ist das allerdings so eine Sache. Kuckucks-Lichtnelke mögen keine nährstoffreichen Böden. Das üppige Wachstum der Gräser deutet jedoch darauf hin, dass genau das beim Boden von meiner kleinen Wiese der Fall ist. Da hilft nur „Aushagern“, das heißt sensen. Möglicherweise schon Mitte Juni das erste Mal. Der Gedanke daran, all die Blüten abzumetzeln, schmerzt schon jetzt. Doch nur so lassen sich die Gräser in Schach halten.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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